Justizvollzugsanstalt Kaisheim
Kantine im Neubau eines Versorgungszentrums

TECHNISCHE DETAILS:

Dauerhaftes Wand-Mosaik
Mosaik aus 8.760 handgeschnittenen Echtglas-Quadraten mit ca. 2 cm Kanten-
länge auf Wabenplatte mit Metallrahmen und Klammersystem zur Aufhängung.
Größe (B x H) ca. 300 cm x 120 cm.

Temporäre einjährige Performance
Hochauflösende Outdoor-Überwachungskamera mit Zoom-Objektiv,4G LTE Mobilfunk-Router (unabhängig von Hausnetzwerk), mehrmalige tägliche Bildaufnahme
mit optionaler Verschleierung von Personen entsprechend DSGVO und Hinweisschild, Anschluss an bauseits vorhandenen Stromanschluss, Anbringung an bauseits vorhandenen Mast oder mobilen Mast (Motiv und Perspektive der Kamera wird bei Projektstart festgelegt). Bildspeicher- und Bildverarbeitungs-Server, individueller Software-Algorithmus. Zwei Galerie-Bildschirme auf Möbel-Podest, Media-Player, Internet-Zugang über bauseits vorhandenes WLAN oder Netzwerkkabel. Markierung des zukünftigen Mosaiks und Erläuterungstext.

Jeder Tag, jede Stunde und was in dieser Zeit passiert, hinterlässt irreversible Spuren. Die
Arbeit RAUM UND ZEIT symbolisiert dies, indem sie 365 Tage eines Jahres zu einem Bild aus 8.760 farbigen Mosaiksteinen verdichtet.

Eine farblich deutlich markierte Kamera wird hierfür auf den Horizont gerichtet und nimmt jeden Tag zur Mittagsstunde Himmel, Vegetation und die Einflüsse von Natur und Mensch auf diesen kleinen Bereich auf. Aus dem täglichen Bild fließen spaltenweise 24 Pixel in das – zunächst digitale – Mosaik ein, so dass mit der Zeit die natürliche Statistik eines Jahres entsteht; von links nach rechts zeigt das fertige Bild einen Durchgang durch alle vier Jahreszeiten.

Der Blick von Innen nach Außen und in die Weite verkehrt das allgegen- wärtige Motiv der Überwachung. Er zeigt einen schlichten Naturraum in greifbarer Nähe, der vom Speisesaal aus nicht einsehbar ist. Das Motiv scheint gewöhnlich und unbedeutend, und steht doch für viel: Freiheit. Technisch gesehen eine stichprobenartige Faktensammlung, zeigt RAUM UND ZEIT die Vielfalt und die erstaunliche Schönheit eines kleinen Ausschnitts der Realität.

Wichtiger Bestandteil der künstlerischen Arbeit ist das Erfahrbarmachen der Zeit, die für die Bildersammlung und die erst digitale, dann handwerkliche Verarbeitung von 365 Einzelaufnahmen zu einem dauerhaften Bild aus 8.760 Pixeln nötig ist. Die langsame Entstehung über den Zeitraum eines Jahres wird sichtbar gemacht über zwei temporär installierte Monitore: Auf einem ist das jeweils aktuell zur Mittagsstunde aufgenommene Bild zu sehen, auf dem anderen wird der Prozess der digitalen Destillation und Integration der täglichen 24 Pixel in das künftige Werk gezeigt. Die Besucher*innen der Kantine nehmen täglich teil am Prozess der Entstehung.

Nachdem im Verlauf eines Jahres die einzelnen Pixel des Mosaiks digital gesammelt und mit einem eigens erstellten Software-Algorithmus analysiert und arrangiert wurden, werden sie anschließend handwerklich in farbgetreue Echtglas-Quadrate von gut 2 cm Kantenlänge umgesetzt, auf einer gerahmten Trägerplatte aufgebracht und vor Ort montiert.

Das fertige Bild schafft ein Panoramafenster, das einen Blick schenkt auf das, was in diesem Umfeld besonders fehlt: Weite, Raum, Horizont, und gleichzeitig, wie in Leo Lionnis berühmter Geschichte Frederic, eine Sammlung der Farben und des Lichts eines Jahres.

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